Fast jedes Gebäude muss einen Energieausweis haben. Beim Verkauf oder der Vermietung einer Immobilie wurden Sie wahrscheinlich schon mal danach gefragt. Von vielen Immobilienbesitzern wird der Energieausweis als unnötiger Verwaltungsakt betrachtet, um den man sich nun auch noch kümmern muss.

Dabei lohnt es sich genauer hinzusehen. Die Energieeffizienz Ihrer Immobilie gibt Aufschluss über zwei sehr wichtige Themen: Energie-Kosten und CO2-Footprint der Immobilie.

Gerade im Zuge der Diskussionen um CO2-Kompensation von Urlaubsreisen, klimaneutrale Ernährung oder verpackungslose Supermärkte ist es spannend sich einmal auszurechen wie viele Bäume man pflanzen muss, um eine Wohnung CO2 neutral zu heizen.

Sie als Eigentümer oder auch als Vermieter haben außerdem Interesse daran die Energie-Kosten Ihrer Immobilie im Griff zu halten. Auch dafür ist sinnvoll sich mit der Energieeffizienz auseinander zu setzen.

Was genau ist ein Energieausweis?

Der Energieausweis eines Gebäudes muss in Deutschland seit 2009 bei Vermietung oder Verkauf eines Gebäudes vorgelegt werden.

Der Energieausweis gibt Auskunft über die genutzten Energieträger im Gebäude (z.B. Heizöl oder Fernwärme), den Energieverbrauch und die Energie-Effizienzklasse.

Er darf nicht älter als 10 Jahre sein. Wird das Gebäude zwischenzeitlich energietechnisch verändert, ist ein neuer Ausweis erforderlich.

Für die meisten Gebäude benötigt man zur Erstellung eines Energieausweises nur die Energieverbrauchsdaten der letzten 3 Jahre sowie einige technische Daten des Gebäudes. Man bekommt dann einen sogenannten „Verbrauchsausweis“ ausgestellt.

Für Neubauten und Gebäude mit weniger als 5 Wohneinheiten, die vor 1977 gebaut und noch nicht modernisiert wurden, genügt dieser Verbrauchsausweis nicht. Hier ist dann ein Bedarfsausweis erforderlich. Das ist die etwas aufwändigere Variante. Hier wird der theoretische Energiebedarf des Gebäudes berechnet. Basierend auf standardisierten Raumtemperaturen, Wetterbedingungen und Gebäudedaten.

Wie bekommt man nun einen Energieausweis?

Der Energieausweis wird vom Energieberater oder auch von Schornsteinfegern, Architekten oder Statikern mit einer entsprechenden Zusatzqualifikation erstellt. Für die Erstellung eines Verbrauchsausweises gibt es bereits Online-Angebote, sofern man alle erforderlichen Daten dafür parat hat. Für den Bedarfsausweis ist die Erstellung aufwendiger. Die Kosten für einen Energieausweis belaufen sich auf ca. EUR 50 in der einfachen Online-Variante oder mehrere hundert Euro für den Bedarfsausweis.  

Wichtig ist in jedem Fall, dass der Ausweis beim Deutschen Institut für Bautechnik registriert werden muss.

Haben Sie eine Hausverwaltung, ist das für Sie der einfachste Weg. Bei der Hausverwaltung sollte der Energieausweis bereits vorliegen oder kann für Sie beantragt und organisiert werden. Die Hausverwaltung hält diesen dann auch online bereit, so dass er bei Vermietung oder Verkauf jederzeit zur Hand ist.

Was steht nun drin im Energieausweis? Und warum ist das für Sie als Immobilienbesitzer interessant?

Auf der ersten Seite finden sich allgemeine Angaben zum Gebäude, aber auch Details zu den Energieträgern für Heizung und Warmwasser.

Auf der zweiten Seite sind die Energie-Effizienzklassen auf einer Farbskala angegeben.

Oben auf der Skala wird der jährliche Energieverbrauch in kWh pro qm für Ihr Gebäude angegeben. Das ist gleichzeitig eine Schätzung der Energie, die mit den Betriebskosten bezahlt werden muss. Hier geht es also darum wie teuer das Heizen der Wohnung für Sie oder Ihre Mieter ist.

Auf der unteren Skala wird der Primärenergiebedarf für das Gebäude ausgegeben. Dieser Wert gibt an, wie viel Energie insgesamt erforderlich ist, um die Energie auf der oberen Skala für bereitzustellen – oder anders gesagt, wie umweltfreundlich die verwendete Energiequelle ist und welchen CO2-Footprint das Heizen Ihrer Wohnung, Ihres Gebäudes hat.

Je aufwändiger die Produktion und Bereitstellung der Energiequelle ist, desto höher ist der Primärenergiebedarf. 

Bei Heizöl oder Erdgas ist die erforderliche Primärenergie das 1,1 fache der Endenergie, da der Rohstoff zunächst aufwändig gewonnen werden und dann noch gespeichert und transportiert werden muss. Das verbraucht zusätzliche Energie. Wird die Heizung mit Strom betrieben, dann ist aktuell sogar etwa das 2-fache an Primärenergie erforderlich, um den Energiebedarf bereitzustellen. Bei einer Solarheizung hingegen ist keine Primärenergie erforderlich, um das Gebäude mit Wärme zu versorgen.

Was bedeutet das nun konkret für die Heizkosten?

Schauen wir uns die Effizienz-Skala genauer an. Die Skala beginnt im grünen Bereich bei A+. Das entspricht einem Passivhaus, das weniger als 30kWh pro qm und Jahr verbraucht. Am anderen Ende der Skala steht der rote Bereich bis H, was einem energetisch schlechten Altbau entspricht, der jährlich mehr als 250 kWh pro qm Wohnfläche verbraucht.

In der Grafik haben wir das einfach ablesbar dargestellt.

1 Liter Heizöl kostet 2021 rund 60 Cent und deckt etwa 10kWh Energieverbrauch. Damit kostet jeder qm des Gebäudes jährliche Heizkosten von unter EUR 2 bis über EUR 15. Bei einer 75qm Wohnung im Gebäude der Klasse A, kosten Heizung und Warmwasser etwa EUR 150 pro Jahr. Die gleiche Wohnung in einem Gebäude der Klasse G kostet EUR 1050 pro Jahr an Heizenergie – also EUR 900 mehr.

Die Werte sind Richtwerte.  Sie hängen auch von der Lage der Wohnung ab, Erdgeschoß und Dach haben in der Regel einen etwas höheren Verbrauch. Und sie hängen sehr stark vom Lüftungs- und Heizverhalten ab. Daumenwert: 2 Grad höhere Temperatur, also beispielsweise 22° statt 20° verbraucht etwa 30% mehr Energie. In einer 75qm Wohnung im Gebäude der Klasse G kostet eine 2 Grad höhere Raumtemperatur also über EUR 300 mehr pro Jahr.

Insgesamt gibt der Energieausweis aber einen sehr guten Einblick in die zu erwartenden Heizkosten eines Gebäudes oder einer Wohnung.

Wie viele Bäume müssen gepflanzt werden, um klimaneutral zu heizen?

Die exemplarische 75qm Wohnung verbraucht 300 Liter Heizöl pro Jahr im Gebäude der Klasse A, in einem Gebäude der Klasse G werden knapp 1700 Liter verbraucht.

Schauen wir uns den jährlichen CO2 Ausstoß an. Ein Liter Heizöl erzeugt knapp 3kg CO2. Um eine 75qm Wohnung im A-Gebäude zu beheizen werden also eine knappe Tonne CO2 erzeugt. Im G-Gebäude sind es knapp 5 Tonnen CO2.

In vielen Branchen wird der CO2-Footprint über das Pflanzen von Bäumen kompensiert. Ein Baum bindet etwa 12 KG CO2 pro Jahr. Für die 75 qm Wohnung in einem Gebäude der durchschnittlichen Klasse E braucht es also fast 250 Bäume, um das in einem Jahr durch Heizen erzeugt CO2 wieder zu binden.

Ist das viel?

Jetzt hat eine Stadt wie München rund 3 Millionen Bäume – klingt viel, reicht aber gerade mal, um den CO2 Ausstoß von 12.000 durchschnittlichen 75qm Wohnungen zu kompensieren. München hat allerdings über 800.000 Wohnungen! Der CO2-Footprint eines Gebäudes hat also durchaus einen relevanten Beitrag für den Umweltschutz.

Was die HAVAU rät

Nehmen Sie den Energieausweis ernst. Es geht um die jährlichen Kosten und den CO2-Footprint Ihrer Immobilie. Lassen Sie sich bei Bedarf von unserem Team beraten, mit welchen Maßnahmen der Energiebedarf der Immobilie gesenkt werden kann. Meistens lohnt es sich – für Sie und für unsere Umwelt.